Wer an Sizilien denkt, denkt zuerst an den aus vier Gipfelkratern bestehenden Vulkan Ätna, um den sich allerlei Sagen ranken. Die antike Mythologie ist ohnehin sehr reich an Sagen und Legenden, die Leben und Tod der Götter und Halbgötter erzählen, und einige dieser Sagen spielen rund um den Ätna, dem in der Antike eine zentrale mythologische Bedeutung zukommt.
Die Schmiede des Hephaistos
Die älteste und am weitesten verbreitete dieser antiken Götter- und Heldensagen rankt sich um Hephaistos, dem Gott des Feuers und der Schmiede und eine der zwölf olympischen Gottheiten. Hephaistos ist der Ehemann der schönen Aphrodite, doch weil er selbst nicht schön ist, wird er von Eifersucht geplagt. Immer dann, wenn er Untreue bei seiner Frau vermutete, soll er der Sage nach das Feuer in seiner Schmiede vor lauter Wut so stark geschürt haben, dass der Vulkan ausgebrochen ist. Geholfen haben ihm dabei die Zyklopen, einäugige Wesen, die sich rund um den Ätna und die Liparischen Inseln aufgehalten haben.
Das Gefängnis des Typhon
Eine andere Gestalt der griechischen Mythologie ist Typhon, ein Riese mit hundert Drachenköpfen, der die Sprache der Götter ebenso beherrschte wie die der Tiere. Typhon ist es auch, der zum Olymp emporsteigt und die Götter mit seinem hundertstimmigen Gebrüll so verschreckt, dass sie sich in Tiere verwandeln und verstecken. Zeus stellt sich als einziger dem Ungeheuer, das nach verschiedenen Kämpfen nach Sizilien flieht. Der Sage nach soll Zeus dort den Ätna auf Typhon geworfen haben – der Riese ruht nun unter dem Vulkan, den er von Zeit zu Zeit aus Wut über sein Gefängnis erbeben lässt.
Die mythologischen Urväter Deukalion und Pyrrha
Ähnlich wie in der Bibel beschreibt auch die antike Mythologie einen Zustand der Dekadenz, den Zeus mit einer Flut, die ganz Griechenland überschwemmte, beenden wollte. Es kamen in der Tat auch fast alle Menschen ums Leben, nur der durch seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn bekannte thessalische König Deukalion und seine Frau Pyrrha überleben, weil sie sich rechtzeitig ein Schiff gebaut haben, das sie zu den Liparischen Inseln und zum Ätna brachte, wo sie das Ablaufen des Wassers abwarten konnten. Nach ihrer Rückkehr auf den Parnass bevölkerten Deukalion und Pyrrha die Erde wieder neu, indem sie Steine über ihre Schultern warfen, aus denen bei Deukalion Männer entstanden, bei Pyrrha Frauen.
Zahlreiche Hotels in Sizilien halten noch heute die alten Sagen lebendig – Ausflüge zum und Wanderungen um den Ätna erinnern an dessen mythologische Bedeutung, die sich bis heute erhalten hat.